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Resilienz von Kindern stärken: Im Gespräch mit Alina Waßerfuhr, Landeskoordinatorin des Eltern-Programms "Schatzsuche“

Alina Waßerfuhr

Das Eltern-Programm "Schatzsuche" zielt auf die Resilienzförderung von Kindern im Alter von null bis sechs Jahren. Eltern werden als Expertinnen und Experten für ihre Kinder gestärkt. "Schatzsuche" stellt im Themenfeld Resilienz eine Kernmaßnahme der Arbeitsgruppe "Gesundes Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen" der LGP dar. Das Eltern-Programm ist in Nordrhein-Westfalen (NRW) in das kommunale Rahmenprogramm "Stärkende Lebenswelten für die seelische Gesundheit von Kindern" eingebettet. Sieben Kreise und kreisfreie Städte machen sich als Programmkommunen für das Thema "Seelische Gesundheit von Kindern" stark.

Wir möchten erfahren: Wie ist der aktuelle Umsetzungsstand?

Alina Waßerfuhr ist Mitarbeiterin des Landeszentrums Gesundheit Nordrhein-Westfalen. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Celine Habig übernimmt sie die Landeskoordination NRW des Eltern-Programms "Schatzsuche" und des kommunalen Rahmenprogramms.

Hinweis: Sie finden zu jeder Frage eine kurze verschriftlichte Antwort. In der darunter stehenden Tonspur können Sie sich die ausführliche Antwort von Alina Waßerfuhr anhören. Unten unter "Downloads" steht ein barrierefreies Transkript des Interviews zur Verfügung.
ein Mikrofon und eine Sprechblase als Icon für ein Interview

In NRW ist "Schatzsuche" in ein kommunales Rahmenprogramm eingebettet. Warum haben Sie sich für dieses Vorgehen entschieden?

Aus unserer Sicht ist es wichtig, die Kommunen in ihrer Rolle und ihrer Verantwortlichkeit für die seelische Gesundheit von Kindern und ihren Familien zu stärken. Denn es braucht auf übergeordneter, sprich auf kommunaler Ebene, Ansätze, Strategien und entsprechende Maßnahmen, um das Thema "Seelische Gesundheit von Kindern" langfristig in der Kommune und den verschiedenen Lebenswelten, die die Kommune beherbergt, zu verankern.
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Welche Strukturen wurden bisher in den teilnehmenden Kommunen aufgebaut? Oder welche ersten Maßnahmen wurden ergänzend zum Programm "Schatzsuche" ergriffen?

Zunächst hat jede der sieben Pilotkommunen eine feste sogenannte "Programmkoordination" benannt, die sich federführend um die Programme kümmert und somit sozusagen Motor und auch primäre Ansprechperson für die beteiligten Akteurinnen und Akteure vor Ort - und ganz wesentlich: die teilnehmenden Kitas und Familienzentren - ist.

Rund um die Programmkoordination hat zudem jede Kommune einen Steuerungskreis mit multiprofessionellen Akteurinnen und Akteuren unter Beteiligung vor allem der Gesundheits- und Jugendämter gebildet. Mit dabei sind vor allem Vertreterinnen und Vertreter aus der kommunalen Gesundheitskonferenz, der Gesundheitsplanung, des Kinder- und Jugendärztlichen Gesundheitsdienstes sowie von Seiten der Jugendämter meist die Kita-Fachberatungen.
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Besonderes Merkmal des kommunalen Rahmenprogramms ist die Zusammenarbeit der Gesundheits- und Jugendämter: Würden Sie die Vorteile skizzieren, die diese Zusammenarbeit mit sich bringt?

Über allem steht hier natürlich, dass zwei Fachbereiche, denen beiden eine ganz besondere Verantwortung für die Zielgruppe der Kinder und Jugendlichen, aber auch für das Thema "Seelische Gesundheit", obliegt, zusammengebracht und damit auch fachliche Ressourcen und Kompetenzen gebündelt werden. Die Zusammenarbeit verschiedener Kompetenzen ermöglicht somit natürlich auch die Entwicklung passgenauer Maßnahmen und Angebote, mit Blick auf die Bedarfe und Bedürfnisse der Zielgruppe. Im kommunalen Rahmenprogramm "Stärkende Lebenswelten für die seelische Gesundheit von Kindern" haben wir zudem die Erfahrung gemacht, dass die Kooperation von Gesundheits- und Jugendämtern ein sozusagen "Hand-in-Hand-Arbeiten" ermöglicht und schneller zum Erfolg führt.
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Wie ist Ihr Eindruck: Wie wird das Programm "Schatzsuche" von den Kitas und Familienzentren, die mehrheitlich in benachteiligten Sozialräumen liegen, angenommen?

Zentrale, aktuelle Problemlagen, wie der allgegenwärtige Fachkräftemangel, sind in den Einrichtungen sehr präsent und herausfordernd, das ist nicht zu leugnen. Dennoch ist das Interesse am Thema "Seelisches Wohlbefinden und Resilienz von Kindern" sowie der Bedarf geeigneter Maßnahmen zur Förderung so groß wie nie - nicht zuletzt durch die derzeit herausfordernden Zeiten. So wurden in einzelnen Kommunen sogar Warte- beziehungsweise Nachrückerlisten für die Teilnahme an der "Schatzsuche" geführt. Die Einrichtungen haben ihr bestmöglichstes versucht, ihren Fachkräften die Teilnahme an der Weiterbildung zu ermöglichen und ihnen die zeitlichen Ressourcen für die Umsetzung der Eltern-Treffen in der Einrichtung einzurichten.
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Welche besonderen Chancen, aber auch Herausforderungen sehen die Fachkräfte bei der Umsetzung des Programms?

Wir haben wahrgenommen, dass sich alle Fachkräfte auf die nun anstehende Umsetzung der Eltern-Treffen in den Einrichtungen freuen und hier insbesondere auf mehreren Ebenen Chancen sehen und sich positive Effekte erhoffen: Vor allem sehen die Fachkräfte eine große Chance für die Zusammenarbeit mit den Eltern, insofern, dass die vertrauensvolle Beziehung zwischen Fachkräften und Eltern gestärkt wird und somit auf gewisse Art und Weise auch eine engere Beziehung zwischen den Fachkräften und Eltern entsteht. Auch zwischen den Eltern sollen neue Kontakte entstehen beziehungsweise Beziehungen intensiviert werden, indem Eltern sich öffnen, über persönliche Themen ins Gespräch kommen und vor allem - das ist ganz zentral - erfahren, dass auch andere Eltern im Alltag ganz ähnliche positive sowie herausfordernde Situationen mit den Kindern durchleben wie sie selbst.
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Alle unsere Interviewpartnerinnen und -partner bitten wir zum Abschluss des Gesprächs, folgenden Satz zu vervollständigen: "Die Landesinitiative Gesundheitsförderung und Prävention bedeutet..."

... zum einen mehr Aufmerksamkeit für wichtige Themen wie die seelische Gesundheit und die damit verbundene Hoffnung, einer zunehmenden Enttabuisierung des Themas innerhalb der Gesellschaft. Bezogen auf die "Schatzsuche" war die Landesinitiative auch Wegbereiter, das Programm in Nordrhein-Westfalen zu etablieren. Denn die Umsetzung von "Schatzsuche" erfolgt eingebettet in die Initiative, als Maßnahme mit Blick auf aktuelle Bedarfe und ist eine der Kernaktivitäten der Arbeitsgruppe "Gesundes Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen".
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Das Eltern-Programm "Schatzsuche" zielt auf die Resilienzförderung von Kindern. Eltern werden als Expertinnen und Experten ihrer Kinder gestärkt: In sechs kostenlosen Treffen tauschen sie sich mit anderen Eltern aus und erfahren, wie sie Stärken und Widerstandskräfte (Resilienz) ihrer Kinder fördern können.

Die Treffen werden von vertrauten pädagogischen Fachkräften in Kitas oder Familienzenten geleitet. In den Treffen geht es um Themen wie den Umgang mit Gefühlen, Streit und Lösungen oder Familienrituale. Die Fachkräfte erhalten in einer sechstägigen Weiterbildung Grundlagenwissen zu Resilienz, zur kindlichen Entwicklung und der Zusammenarbeit mit Eltern, um das Programm durchzuführen. Die Weiterbildung wird von der Landeskoordination "Schatzsuche" NRW, die am Landeszentrum Gesundheit Nordrhein-Westfalen (LZG.NRW) angesiedelt ist, organisiert und durchgeführt.

"Schatzsuche" ist in NRW in das kommunale Rahmenprogramm "Stärkende Lebenswelten für die seelische Gesundheit von Kindern" eingebettet. Die kreisfreien Städte Bielefeld, Bochum und Hagen sowie die Kreise Mettmann, Viersen, Warendorf und der Ennepe-Ruhr-Kreis machen sich als Programmkommunen für das Thema "Seelische Gesundheit von Kindern" stark: Sie bauen gezielt ihre Vernetzungs- und Kooperationsstrukturen aus und ermöglichen jeweils zehn Kindertageseinrichtungen/Familienzentren die Teilnahme am Eltern-Programm "Schatzsuche". Die sieben Programmkommunen werden in der Umsetzung des kommunalen Rahmenprogramms durch das LZG.NRW begleitet.

"Schatzsuche" und das kommunale Rahmenprogramm befinden sich in den Jahren 2023 bis 2025 im "Pilotzeitraum". Sie werden gemeinschaftlich durch die gesetzliche Krankenversicherung und das LZG.NRW finanziert.