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Beschäftigungsfähigkeit und psychische Gesundheit erwerbstätiger Eltern erhalten

Für 79 % der deutschen Bevölkerung ist der Lebensbereich Familie - neben Beruf, Freundeskreis und Hobbies - am wichtigsten. Eine partnerschaftliche Arbeitsteilung hinsichtlich Erwerbstätigkeit und den Pflichten aus Familie und Haushalt wird besonders von jungen Eltern angestrebt, um die Belastungen gleich zu verteilen: 60 % der Eltern mit Kleinkindern wünschen sich eine gleichberechtigte Aufteilung der beruflichen und privaten Verpflichtungen.[1] Voraussetzung dafür ist eine geregelte Kinderbetreuung und vereinbarkeitsfreundliche Arbeitsbedingungen, um Betreuungsprobleme und zusätzliche Belastungen von erwerbstätigen Eltern zu vermeiden.[2] Wenn Beschäftigte Spielräume bei der Arbeitszeitgestaltung haben, sind sie deutlich seltener von Vereinbarkeitsschwierigkeiten und Belastungen wie Zeitdruck betroffen.[3]

Zur gesundheitlichen Lage von erwerbstätigen Eltern zeigen Studien, dass teilweise vermehrte Stressbelastungen bei Eltern mit Kleinkindern vorliegen. Die gesundheitliche Lage von Eltern in Paarbeziehungen ist jedoch im Vergleich zu der von Alleinerziehenden grundsätzlich als stabiler zu bewerten.[4]

Zu dieser grundsätzlichen Erkenntnislage kommen derzeit die besonderen, weil erschwerenden Auswirkungen der Corona-Pandemie. Die Erwerbsarbeit vieler Eltern fiel infolge der Kita- und Schulschließungen lockdownbedingt mit dem Familienleben und weiteren Verpflichtungen (Haushalt, Kinderbetreuung und Angehörigenpflege) zusammen. Ständige Unterbrechungen der Erwerbsarbeit und zusätzlicher Druck durch die außerschulische Betreuung der Kinder führten zu einer besonderen psychischen Belastung.[5] Entlastungsangebote und Hilfestrukturen brachen weg, Unterstützungsverluste durch Familie/Nachbarn konnten kaum kompensiert werden. Erholungszeiten waren unter diesen Bedingungen kaum möglich.

Zusammen mit der ökonomischen Unsicherheit und den vielfältigen Zeitkonflikten entsteht ein zusätzliches Überlastungspotenzial, welches die psychische Gesundheit gefährden kann. Beanspruchungsfolgen können vor allem Ängste, Niedergeschlagenheit, Hilflosigkeit, Einsamkeit sowie psychische und körperliche Ermüdung sein. Treten diese dauerhaft auf, können sie sich in Depressionen, Angst- und Belastungsstörungen, aber auch in Alkohol- und Medikamentenabhängigkeit, Zwangsstörungen und Psychosen manifestieren. Ersten Studienergebnissen zufolge erleben eher Mütter Beeinträchtigungen des seelischen Wohlbefindens, sind häufiger niedergeschlagen und stärker belastet als andere Gruppen.

[1] Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) (Hrsg.): Familienreport 2017. Leistungen, Wirkungen, Trends. 2017.

[2] Müller, K., Samtleben, C., Schmieder, J., et al.: Corona-Krise erschwert Vereinbarkeit von Beruf und Familie vor allem für Mütter - Erwerbstätige Eltern sollten entlastet werden. DIW Wochenbericht. 87 (2020), Nr. 19, S. 331-346

[3] Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) (Hrsg.): Vereinbarkeit von Erwerbsarbeit und Sorgearbeit im Dienstleistungssektor. Eine Sonderauswertung auf Grundlage des DGB-Index Gute Arbeit 2017. Berlin 2019.

[4] Nationales Zentrum Frühe Hilfen (NZFH) (Hrsg.): Psychische Belastungen bei Eltern mit Kleinkindern. Faktenblatt 5 zur Prävalenz- und Versorgungsforschung der Bundesinitiative Frühe Hilfen. Köln 2017. 

[5] Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB): Eltern während der Corona-Krise. Zur Improvisation gezwungen. (BiB.Bevölkerungs.Studien, 1/2020), Wiesbaden: 2020.