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Maßnahmen

Zielimpulse und Handlungsempfehlungen

Die Mitglieder der Arbeitsgruppe "Gesundes Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen" haben sich mit den Ergebnissen der mehrstufigen Bestandsaufnahme und Bedarfsanalyse im Themenfeld Resilienz auseinandergesetzt und Zielimpulse und Handlungsempfehlungen daraus abgeleitet. Sie richten sich an Vertretungen im kommunalen Raum sowie alle handelnden Akteurinnen und Akteure, Multiplikatorinnen und Multiplikatoren, die sich mit der Thematik auseinandersetzen wollen. Die Zielimpulse und Handlungsempfehlungen sind unter "Downloads" abrufbar.

Im Themenfeld Resilienz werden zwei zentrale Maßnahmen umgesetzt:

  • Die Machbarkeitsstudie co*gesund befasst sich mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Übergangsbewältigung zwischen Schule, Ausbildung und Beruf.
  • Im Programm Schatzsuche werden Kita-Fachkräfte im Rahmen einer Weiterbildung zum Thema Resilienzförderung qualifiziert und geben das Wissen als qualifizierte Schatzsuche-Referentinnen und -Referenten an die Eltern weiter.

Machbarkeitsstudie co*gesund: Gesundheitsförderung bildungsbenachteiligter junger Menschen

Co*gesund
Mit der Machbarkeitsstudie co*gesund untersuchten Wissenschaftlerinnen der Hochschule für Gesundheit Bochum (Department für Angewandte Gesundheitswissenschaften) im Verbund mit der Hochschule Bielefeld (Fachbereich Sozialwesen) die psychosozialen Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf bildungsbenachteiligte junge Menschen im Alter von 16 bis 24 Jahren. Dies erfolgte mit einem besonderen Fokus auf die Ressourcen, die den Jugendlichen bei der Übergangsbewältigung zwischen Schule, Ausbildung und Beruf zur Verfügung stehen. Zudem wurde untersucht, welche Maßnahmen in den Settings Schule und berufsvorbereitenden Maßnahmen sich förderlich oder hinderlich auf die psychosoziale Gesundheit der jungen Menschen auswirken.

Vorgehen
In einem Rapid Review wurde die aktuelle Literatur zum Thema Resilienz und Gesundheit von Kindern und Jugendlichen insbesondere in Zeiten von Corona analysiert. Daran anschließend wurden leitfadengestützte Interviews mit Expertinnen und Experten (n=30), vornehmlich Sozialarbeitenden in Schule und Berufsberatung, und vier Gruppendiskussionen mit Jugendlichen (n=27) geführt. Daran haben sich ein Zukunftsworkshop mit Jugendlichen sowie zwei Expertinnen- und Expertenworkshops mit Jugendlichen und Fachkräften angeschlossen.

Ergebnisse
Die Folgen der Corona-Pandemie für die psychische Gesundheit Jugendlicher variierten entlang eines sozialen Gradienten. Bei älteren Jugendlichen wurde insbesondere eine Zunahme von Ängstlichkeit, Depressionen und sozialen Problemen beschrieben. Es wurde ein Fehlen von sozio-emotionaler und verhaltensbezogener Unterstützung, Einsamkeit, aber auch Sorgen und Hoffnungslosigkeit bezogen auf die Zukunft beschrieben. Dabei seien bereits bestehende psychische Auffälligkeiten, familiäre Problemlagen und ungesunde Verhaltensweisen vielfach verschärft worden und die Übergangsbewältigung bedeutend herausfordernder gewesen.

Gleichzeitig wurde nach Widerstandsfaktoren und Ressourcen während der Pandemie gefragt. Zu den zahlreichen Nennungen gehören beispielsweise persönliche Eigenschaften wie Eigeninitiative, Engagement, Leistungsbereitschaft und soziale Kompetenzen. Der Erwerb persönlicher Fähigkeiten und Kompetenzen, die insbesondere über außerschulische und soziale Erfahrungen erworben wurden, wurden als weitere wichtige Ressourcen beschrieben. Aspekte, die junge Menschen im Alltag brauchen, um gesund zu bleiben, waren vor allem finanzielle Sicherheit, günstige gesunde Essensangebote, kostenlose Zugänge zu Freizeitangeboten (zum Beispiel Sportarten, mehr Bewegungsräume in Schulen, Ruhe und Zeit zum Entspannen, aber auch die Aufklärung über (psychische) Gesundheit und Entstigmatisierung von Erkrankungen).

Handlungsempfehlungen
Basierend auf den Ergebnissen wurden fünf Handlungsfelder für die Gesundheitsförderung zwischen Schule, Ausbildung und Beruf abgeleitet:

  • Kommunale Strukturen müssen durch Netzwerke auch in Krisen zuverlässige und zugängliche Unterstützung, Beratung und Begleitung gewährleisten.
  • Gesundheitsförderung und Prävention sind sektorenübergreifende Querschnittsaufgaben.
  • Junge Menschen müssen ausgehend von ihren Lebens- und Alltagswelten gefördert werden.
  • Partizipation, Settingansatz und Empowerment müssen auf fachlicher und institutioneller Ebene ineinandergreifen. Sie bauen aufeinander auf und verstärken sich gegenseitig.
  • Im Zentrum der Gestaltung von Entfaltungsräumen und -möglichkeiten für junge Menschen müssen ihre Perspektiven stehen.

Somit sind Maßnahmen auf verschiedenen Ebenen erforderlich, um die psychische Gesundheit junger Menschen in der Übergangszeit zwischen Schule und Beruf zu fördern. Die psychische Gesundheit Jugendlicher sollte nicht nur in Bildungseinrichtungen adressiert werden.

Laufzeit und Finanzierung
Die Studie wurde von Dezember 2021 bis August 2023 durchgeführt. Sie wurde kofinanziert von der Europäischen Union und dem Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen.

Weitere Informationen zur Studie co*gesund:

Hochschule für Gesundheit Bochum: co*gesund

Hochschule Bielefeld: co*gesund: Studie zu psychosozialen Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf bildungsbenachteiligte Jugendliche

Eltern-Programm Schatzsuche in Nordrhein-Westfalen

Die derzeitigen ökologischen, ökonomischen und geopolitischen Krisen, verbunden mit ihren gesellschaftlichen und gesundheitlichen Herausforderungen, wirken sich nachweislich auf die seelische Gesundheit von Kindern und ihre Familien aus. Der Bedarf an Maßnahmen der Gesundheits- und Resilienzförderung steigt. Genau hier setzt das Eltern-Programm Schatzsuche an. Fokussiert wird die Förderung des seelischen Wohlbefindens von Kindern im Alter von null bis sechs Jahren in Kindertageseinrichtungen und Familienzentren. Die Grundlage hierfür bildet der Ansatz der Resilienzförderung. Ziel ist es, die Erwachsenen - sowohl Eltern als auch die pädagogischen Fachkräfte - für die Bedürfnisse der Kinder zu sensibilisieren und diese für den Alltag mit seinen Höhen und Tiefen vorzubereiten.

Weitere Informationen zu Schatzsuche: Eltern-Programm Schatzsuche - Basis

Neben der Lebenswelt Kindertagesstätte/Familienzentrum nimmt insbesondere die Kommune eine wichtige Rolle als Dachsetting zur Förderung der seelischen Gesundheit von Kindern ein. Hier liegt die Chance, bedarfsgerechte Strukturen und Angebote zur Gesundheitsförderung, insbesondere zur Förderung der seelischen Gesundheit von Kindern zu schaffen und diese nachhaltig in der Kommune zu verankern. Das bestätigen auch die Ergebnisse der Bestandsaufnahme und Bedarfsanalyse sowie die oben aufgeführten Handlungsempfehlungen der AG Aufwachsen zum Thema Resilienzförderung von Kindern, Jugendlichen und Ihren Familien. In Nordrhein-Westfalen ist das Eltern-Programm Schatzsuche daher in das kommunale Rahmenprogramm "Stärkende Lebenswelten für die seelische Gesundheit von Kindern" eingebettet. Dieses Rahmenprogramm sieht vor, Kommunen in ihrer Verantwortung und ihrer koordinierenden Rolle für die seelische Gesundheit von Kindern zu stärken sowie die Vernetzung und Kooperation von Verwaltung, Politik und Quartierseinrichtungen positiv zu beeinflussen. Bestehende Strukturen (Netzwerke, Angebote etc.) in Kreisen und kreisfreien Städten sollen genutzt und um Themen der seelischen Gesundheit von Kindern - mit einem besonderem Fokus auf die gesundheitliche Chancengleichheit - erweitert werden.

Das Eltern-Programm Schatzsuche wurde von der Hamburgischen Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung e.V. (HAG e.V.) entwickelt. Die Umsetzung erfolgt in 13 Bundesländern. In Nordrhein-Westfalen wird das Eltern-Programm Schatzsuche gemeinschaftlich durch das Landeszentrum Gesundheit Nordrhein-Westfalen (LZG.NRW) und den gesetzlichen Krankenkassen/-verbänden in Nordrhein-Westfalen ab dem Jahr 2023 zunächst bis Ende 2025 finanziert und umgesetzt. In diesem Zeitraum wird das Programm Schatzsuche in ausgewählten Kreisen sowie kreisfreien Städten und in diesen Regionen befindlichen, ausgewählten Kindertagesstätten und Familienzentren durchgeführt. In einem Interessensbekundungsverfahren wurden sieben Kreise und kreisfreie Städte ausgewählt, in denen das Rahmenprogramm „Stärkende Lebenswelten für die seelische Gesundheit von Kindern“ mit dem integrierten Eltern-Programm „Schatzsuche“ im Zeitraum 2023 bis 2025 in Nordrhein-Westfalen umgesetzt wird. Dies sind die kreisfreien Städte Bielefeld, Bochum und Hagen sowie die Kreise Mettmann, Viersen, Warendorf und der Ennepe-Ruhr-Kreis.

Weitere Informationen zum Rahmenprogramm sowie zur Schatzsuche in NRW auf der Webseite des LZG.NRW