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Cybergrooming: Hinweise erkennen und präventiv handeln

  • Abgebildet ist ein aufgeklappter Laptop in der Farbe Grün. Rechts oben in der Ecke befindet sich ein blaues Fragezeichen.
    Cybergrooming bezeichnet das gezielte Ansprechen von Kindern im Internet, um sie in sexualisierte Gespräche zu verwickeln oder sie für entsprechende Handlungen zu missbrauchen. In Deutschland ist Cybergrooming als besondere Begehungsform des sexuellen Missbrauchs von Kindern strafbar. Fachkräfte können Cybergrooming in der Prävention, aber auch durch angemessenes Reagieren im Ernstfall, akut entgegenwirken.

Was sind Hinweise auf Cybergrooming und wie erkenne ich diese als (pädagogische) Fachkraft?

Ein Kind sitzt auf der Treppe, in der einen Hand hält er ein Smartphone, mit der anderen stützt er seinen Kopf
Bild: ©Jatuporn Tansirimas - stock.adobe.com

Wenn ein Kind auf einmal außergewöhnlich viel am Handy ist, weil es im Internet eine neue Person kennengelernt hat, wenn es seine Chats akribisch geheim halten möchte oder sich mit "neuen Freunden" treffen möchte, können das Indizien für Cybergrooming sein. Andererseits kann es für diese Verhaltensmuster auch unzählige weniger bedenkliche Erklärungen geben. Auch, wenn ein Kind sich vermehrt zurückzieht und auffallend still ist, kann dies ein Anzeichen dafür sein, dass im Netz etwas schief gegangen ist.

Leider gibt es keine pauschal zu beobachtenden und sicheren Anzeichen dafür, dass ein Kind Opfer von Cybergrooming wird. Je nach Alter und Reife verstehen manche Kinder den sexuellen Aspekt des Cybergroomings gar nicht, andere hingegen trauen sich nicht, mit dem vermeintlich schambehafteten Thema an eine Vertrauensperson heranzutreten.

Was sind gängige Maschen der Täterinnen und Täter?

Cybergrooming kann überall dort im Internet stattfinden, wo Täterinnen und Täter Kinder kontaktieren können - das können Chaträume, soziale Netzwerke, Messengerdienste, aber auch Kontaktmöglichkeiten in digitalen Spielen sein. Oft wird unter Verwendung einer falschen Identität (zum Beispiel gibt sich jemand als gleichaltrige Person aus) in einem netten Gespräch mit Komplimenten eine Vertrauensbasis aufgebaut. Dabei werden Kinder oft bereits nach sensiblen Daten wie Handynummer, Profilnamen in anderen Netzwerken oder sogar ihren Klarnamen und Adressen gefragt.

Früher oder später beginnen Täterinnen und Täter jedoch, mehr Forderungen zu stellen. Das kann der Austausch von Bildmaterial, Audiodateien und sexualisierten Nachrichten sein, aber auch Telefonate oder sogar ein Treffen im echten Leben können zu den Forderungen der Cybergroomer gehören.

Wenn die Kinder sich weigern, werden sie meist unter Druck gesetzt, beispielsweise durch das Einreden eines schlechten Gewissens oder, falls dies nicht genügt, die Androhung von Kontaktabbruch oder der Veröffentlichung persönlicher Daten.

Wie kann ich im Arbeitsalltag über Cybergrooming aufklären und diesem präventiv entgegenwirken?

Im Vordergrund steht ein Mädchen, das erschrocken auf ihr Smartphone blickt, im Hintergrund stehen lachende Kinder
Bild: ©Egoitz Bengoetxea - stock.adobe.com

Präventive Schutzmaßnahmen können Cybergrooming verhindern und sind enorm wichtig. Wenn Kinder alt genug sind, kann man ihnen Cybergrooming als solches erklären und über angemessenes Verhalten in Gefahrensituationen sprechen. Man kann der Gefahr jedoch auch vorbeugen, indem man anhand von Beispielen übt und Regeln für die Nutzung digitaler Medien, den Kontakt mit Fremden und den Umgang mit persönlichen Informationen festlegt.

Auch vor bestimmten Mustern kann gewarnt werden - wenn eine neue Bekanntschaft "zufällig" ausnahmslos alles mit einem Kind gemeinsam hat, könnte das ein Warnsignal sein. Zusätzlich darf auf das Bauchgefühl vertraut werden - ist ein Chat unangenehm, muss man ihn nicht aushalten und weiterführen.

Ebenfalls ist es wichtig, dem Kind auf Augenhöhe zu begegnen und klarzustellen, dass man stets als Ansprechpartnerin oder -partner zur Verfügung steht. Im Optimalfall stellt man diese vertrauensvolle Beziehung über einen längeren Zeitraum und in mehreren Gesprächen her, bleibt im Dialog mit dem Kind und spricht über seine Aktivitäten in der digitalen Welt.

Viele Netzwerke haben automatische Einstellungen für junge Nutzende oder bieten zumindest an, den Kontakt mit fremden Profilen einzuschränken. Zudem gibt es diverse Arten von Online-Materialien und Anlaufstellen für die Cybergrooming-Prävention. Einige Quellen sind am Ende der Seite verlinkt.

Wie gehe ich vor, wenn ich Cybergrooming vermute oder sich jemand mir anvertraut?

Die höchste Priorität sollte zunächst das Wohlergehen des Kindes sein. Wenn es sich einer erwachsenen Person anvertraut hat, ist es enorm wichtig, klarzustellen, dass das Kind keine Schuld trifft und es keinen Grund zur Scham gibt. Stattdessen sollte der Mut und die Klugheit des Kindes betont werden, weil es sich getraut hat, auszusprechen, was es belastet.

Als nächstes gilt es sicherzustellen, dass die Täterinnen und Täter das Kind nicht mehr kontaktieren können, indem man sie auf allen genutzten Kanälen blockiert und bei der jeweiligen Plattform meldet. Vorher sollten jedoch Beweise zu Tatperson (zum Beispiel Nummer, Profil) und Tathergang (zum Beispiel Chatverlauf, Bilder) möglichst vollständig in Form von Screenshots gesichert werden.

Wo kann ich Cybergrooming melden?

Wenn ein Verdacht auf Cybergrooming besteht, können Betroffene ihren Fall polizeilich zur Anzeige bringen oder ihn bei ZEBRA, einem Angebot der Landesanstalt für Medien NRW, melden. Dort wird die Meldung dann von Juristinnen und Juristen geprüft und gegebenenfalls auf Wunsch zur Anzeige weitergeleitet. Bei Fragen zum Meldeprozess oder der Beweismittelsicherung steht ZEBRA ebenfalls via Chat, WhatsApp oder per Mail zur Verfügung und antwortet innerhalb von 24 Stunden.

ZEBRA: Cybergrooming melden (Meldeformular)