Hauptinhaltsbereich

Was tun bei Cybermobbing?

  • Abgebildet ist ein aufgeklappter Laptop in der Farbe Grün. Rechts oben in der Ecke befindet sich ein blaues Fragezeichen.
    Die aktuell veröffentlichten Ergebnisse der HBSC-Studie haben deutlich gemacht, dass Fälle von Cybermobbing zunehmen. Diese Erkenntnisse haben wir in der Frage des Monat März zusammengefasst. Klar ist, dass Kinder und Jugendliche einem erhöhten Risiko von Cybermobbing ausgesetzt sind und Mobbing zunehmend in den virtuellen Raum verlagert wird, so dass es rund um die Uhr erfolgen kann - unabhängig von persönlichen Begegnungen in Schule oder Freizeiteinrichtungen. Fachkräfte können Kinder und Jugendliche, die von Cybermobbing betroffen sind, unterstützen und dem Cybermobbing präventiv entgegenwirken. 

Der Begriff "Cybermobbing" bezeichnet das gezielte und wiederholte Belästigen, Bedrohen und Erniedrigen von meist Gleichaltrigen mithilfe digitaler Medien, wie zum Beispiel sozialen Netzwerken oder Online-Spielen. Dies erfolgt beispielsweise durch das Verbreiten von Gerüchten oder das Teilen und Versenden von beleidigenden Nachrichten oder Kommentaren. 

Welche Auswirkungen kann Cybermobbing auf die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen haben?

Die Auswirkungen von Cybermobbing auf die seelische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen sind vielfältig: Es besteht nicht nur ein erhöhtes Risiko für Depressionen, emotionales Leid und selbstverletzendes bis hin zu suizidalem Verhalten. Ferner können psychosomatische Symptome wie Kopfschmerzen, Bauchschmerzen und Schlaflosigkeit Folgen von Mobbing sein.

Viele junge Menschen wissen nicht, wie sie sich vor Angriffen und Belästigungen im Netz schützen können. Gerade diese Unsicherheit führt häufig zu Frustration und Selbstzweifeln, da das Internet als unkontrollierbarer Raum wahrgenommen wird.

In der virtuellen Welt sind die Hemmschwellen für beleidigendes und verletzendes Verhalten oft viel niedriger als im realen Leben. Anonymität und Distanz zu den Personen im Netz können Mobbende ermutigen, rücksichtloser zu handeln, ohne mit direkten Konsequenzen rechnen zu müssen. Diese Dynamik verstärkt das Gefühl der Hilflosigkeit seitens der Betroffenen.

Des Weiteren ist die Reichweite von Cybermobbing deutlich größer als beim Mobbing in der realen Welt. Ein beleidigender Kommentar oder ein peinliches Foto verbreiten sich viel schneller und können gleichzeitig von mehreren Personen registriert werden. Das Bewusstsein, dass eine Vielzahl von Personen im Netz Zeuge der möglichen Demütigung sein können, führt zu einem verstärkten Schamgefühl bei den Betroffenen.

Es ist wichtig, Kinder und Jugendliche über die Risiken im Internet aufzuklären und ihnen die notwendigen Fähigkeiten und Ressourcen zu vermitteln, sich selbst zu schützen.

Wie erkenne ich Cybermobbing?

Pädagogische Fachkräfte, Eltern oder Erziehungsberechtigte sollten für mögliche Anzeichen von Cybermobbing sensibilisiert sein. Die Landesanstalt für Medien hat wichtige Anzeichen auf ihrer Internetseite zusammengetragen, unter anderem sind das:
  • Auffällige Verhaltensänderungen der Kinder und Jugendlichen im Alltag, wie Rückzug, Angstzustände oder Reizbarkeit. 
  • Das Selbstwertgefühl Betroffener nimmt ab. Sie sind traurig, niedergeschlagen und haben Minderwertigkeitsgefühle.
  • Kinder und Jugendliche ziehen sich zunehmend aus Aktivitäten zurück, daraus resultiert soziale Isolation.
  • Eine Abnahme der Nutzung digitaler Endgeräte kann ein Hinweis darauf sein, dass ein Kind oder ein Jugendlicher Mobbing erlebt. 
  • Das körperliche Wohlbefinden wird schlechter: Die Betroffenen fühlen sich häufiger krank und fehlen deshalb öfter in der Schule.[1]
Die isolierte Betrachtung der Anzeichen ist nicht immer geeignet, um das Vorhandensein von Cybermobbing festzustellen. Dennoch können sie wichtige Indizien sein. Falls sich ein Cybermobbing-Verdacht verhärtet, ist es ratsam, das Gespräch zu den betroffenen Kindern oder Jugendlichen zu suchen und Hilfe anzubieten.

Was kann ich tun, wenn ich das Fachkraft Cybermobbing beobachte? 

Die EU-Initiative "klicksafe" und die Online-Plattform "Frag ZEBRA" haben auf ihren Internetseiten praktische Handlungshinweise für Betroffene, pädagogische Fachkräfte und Eltern aufgeführt, die einen Orientierungsrahmen bieten, um Cybermobbing zu begegnen. Basierend auf diesen Hinweisen haben wir drei "Erste Hilfe-Maßnahmen" formuliert, die Sie beim Bewältigen von akuten Cybermobbing-Vorfällen unterstützen können:

  1. Eine vertrauensvolle Beziehung aufbauen und einen sicheren Ort bereitstellen: Sorgen Sie dafür, dass die betroffenen Kinder und Jugendlichen sich bei Ihnen sicher und unterstützt fühlen. Bieten Sie einen Raum an, in dem sie offen ihr Erlebtes wiedergeben können. Ermutigen Sie die Kinder und Jugendlichen, den Vorfall zu schildern, und begegnen Sie mit Verständnis und Empathie. 
  2. Schätzen Sie die Situation schnell ein, um Selbst- und Fremdgefährdung zu identifizieren: Seien Sie sensibel für Anzeichen von Selbst- und Fremdgefährdung und scheuen Sie sich nicht, danach zu fragen. Dies ist wichtig, um die Sicherheit der Beteiligten zu gewährleisten. Besteht der Verdacht einer Gefährdung, sollten umgehend Maßnahmen eingeleitet werden, um die Situation aufzulösen und weitere Unterstützung zu organisieren. Wenn Sie weitere Personen zur Hilfestellung kontaktieren, beachten Sie, sich gegebenenfalls die notwendige Einverständniserklärung der Eltern/Erziehungsberechtigten einzuholen.
  3. Klären Sie das weitere Vorgehen mit den Betroffenen ab: Besprechen Sie mit den betroffenen Kindern oder Jugendlichen, welche Unterstützung sie sich wünschen. Untermauern Sie, dass Sie seine/ihre Bedürfnisse respektieren und keine Maßnahmen ohne sein/ihr Einverständnis ergreifen werden. Ermutigen Sie die Betroffenen, sich gegebenenfalls an Vertrauenslehrkräfte, Klassenmitglieder oder an die Eltern zu wenden, um effektive Hilfe und Unterstützung zu erhalten.[2, 3]

Beispielhafte Arbeitsmaterialien zum Thema Cybermobbing

Nachfolgend haben wir einige Arbeitsmaterialien aufgeführt, die Sie in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen rund um das Thema Cybermobbing unterstützen können:

Tipps für Betroffene
Betroffene fühlen sich hilflos und überfordert mit der Situation und nicht jede und jeder verfügt über die Fähigkeiten und Kompetenzen, adäquat auf einen Cybermobbing-Vorfall zu reagieren. Sie als Fachkraft können Kindern und Jugendlichen Hinweise geben und sie im Umgang mit Cybermobbing unterstützen.
klicksafe.de: Cybermobbing - was tun? Hilfe und Tipps

Handbuch: "Was tun bei (Cyber)Mobbing? Systemische Intervention und Prävention in der Schule"
Das Handbuch beinhaltet Grundlageninformationen zum Thema Cybermobbing. Zudem erhalten Praktikerinnen und Praktiker anhand von zehn Praxisprojekten Anregungen, wie das Thema Cybermobbing zum Beispiel im Unterricht integriert werden kann. Ferner wird aufgezeigt, wie systemisches Konfliktmanagement im Setting Schule umgesetzt werden kann.
klicksafe.de: Handbuch "Was tun bei (Cyber)Mobbing?"

Cyber-Mobbing Erste-Hilfe App 
Die Cyber-Mobbing Erste-Hilfe App ermöglicht es Jugendlichen, sich über Mobbing aufklären zu lassen und "Erste Hilfe" zu bekommen. Sie bietet zwar keine ausführliche Mobbingberatung für Betroffene, ist aber eine erste hilfreiche Orientierung. In der App führen zwei Guides mithilfe von kurzen Videosclips durch die App und geben konkrete Verhaltenstipps. Des Weiteren werden unter anderen rechtliche Hintergrundinformationen und Links zu Beratungsstellung vorgestellt. 
klicksafe.de: Cyber-Mobbing Erste-Hilfe App

Online-Plattform "Frag Zebra"
Auf der Online-Plattform "Frag Zebra" gibt es eine Vielzahl an Antworten rund um das Thema Cybermobbing, die einen guten Überblick über aufkommende Fragen geben können.
ZEBRA: Cybermobbing

Initiativen, Programme und Informationsangebote zum Thema Cybermobbing

Es gibt eine Vielzahl an lokalen und regionalen Angeboten von Mobbing- und Konfliktberatung sowie Initiativen und Aktionsgruppen, die vor allem das Ziel haben, präventiv gegen Cybermobbing vorzugehen. 

Kinder- und Jugendschutz für NRW
Das Land Nordrhein-Westfalen fördert mit Mitteln des Kinder- und Jugendförderplans die Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz Nordrhein-Westfalen e. V. (AJS). Als Fach- und Servicestelle stellt sie aktuelle Informationen sowie Informationsmaterial bereit. Des Weiteren bietet die Fach- und Servicestelle Unterstützung bei der Suche nach Referentinnen und Referenten zum Thema Cybermobbing.
AJS NRW 

Schulpsychologische Beratungsstellen
Cybermobbing und Mobbing sollten im Idealfall dort öffentlich gemacht werden, wo sie auftreten. Im Setting Schule beispielsweise können Lehrkräfte, die das Vertrauen der Schülerinnen und Schüler genießen, Vorfälle thematisieren. In diesem Kontext kann es sinnvoll sein, Strukturen wie Vertrauenslehrkräfte oder Beratungslehrkräfte mit einzubeziehen. Darüber hinaus stehen Fachkräfte für Sozialarbeit sowie die Beratungsstellen des schulpsychologischen Dienstes als Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner für pädagogische Fachkräfte in den fünf Regierungsbezirken zur Verfügung.
Schulministerium NRW: Schulpsychologische Beratungsstellen 

[1] Landesanstalt für Medien NRW: Wie erkenne ich, ob mein Kind gemobbt wird?. o. J., unter: 
https://www.fragzebra.de/antwort/wie-erkenne-ich-ob-mein-kind-gemobbt-wird (Abruf: 07.05.2024). 

[2] Medienanstalt Rheinland-Pfalz AöR: Cybermobbing- was tun? Hilfe und Tipps. 2023, unter https://www.klicksafe.de/cybermobbing (Abruf: 07.05.2024). 

[3] Landesanstalt für Medien NRW: Was kann ich tun, wenn mein Kind gemobbt wird? o. J., unter  https://www.fragzebra.de/antwort/was-kann-ich-tun-wenn-mein-kind-gemobbt-wird  (Abruf 07.05.2024).